Weihnachtsmärchen der Klasse 5b – Im Reich der sprechenden Tiere

Es war einmal ein guter, gerechter Kaiser. Der lebte in einem großen Königreich, wo alle in Frieden lebten und jeder genug zum Leben hatte. Er hatte einen Sohn mit Namen Hans, der ein goldenes Herz hatte. Die Mutter war schon vor Jahren gestorben. So hatte sich der gute Kaiser eine neue Frau genommen. Sie war zwar sehr schön, hatte aber ein schwarzes Herz. Ihren Stiefsohn mochte sie von Beginn an nicht. Nachdem sie auch einen eigenen Sohn bekommen hatte, wurde es für Hans noch schlimmer. Der Kaiser wagte nicht, sich seiner Frau zu widersetzen. So vergingen die Jahre. Hans wurde größer und größer und alle im Schloss hatten ihn gern, da er gutherzig, bescheiden und hilfsbereit zu jedermann war. Als Hans 20 Jahre alt war, floh er aus dem Schloss. Ein Diener hatte ein Gespräch belauscht, wonach die böse Kaiserin ihn nämlich töten lassen wollte, um ihren Sohn auf den Thron zu setzen. Hans floh während einer sternenlosen, dunklen Nacht. Nachdem die Kaiserin erfahren hatte, dass ihr Stiefsohn geflohen war, ließ sie ihn im ganzen Königreich suchen. Als Hans auf der Flucht an einen Brunnen kam, wollte er seinen Durst löschen, fiel aber dabei in den Brunnen hinein. Als er wieder zu sich kam, sah er sich um. Er war in einem schönen Laubwald. Da Hans müde war, suchte er sich einen Platz zum Ausruhen, als er plötzlich eine Stimme von der Eiche über ihm hörte. „Was suchst du denn hier in diesem Wald? Dich kenne ich ja gar nicht.“ Als Hans nach oben schaute, sah er zu seiner Überraschung ein Eichhörnchen mit einem schönen buschigen Schwanz. Da erwiderte Hans: „Wo bin ich denn? Wieso kann ich mich mit dir unterhalten?“ Das Eichhörnchen erklärte ihm: „Du bist hier im Reich der sprechenden Tiere. Wie bist du denn hierhergekommen?“ Da erzählte ihm Hans seine Geschichte, wie er vor der Stiefmutter geflohen und dabei in den Brunnen gefallen war. Er fragte das Eichhörnchen, wie er wieder in seine Welt gelangen könnte. Da antwortete es: „Es gibt einen Weg, um wieder zurück zu kommen. Du musst ein magisches Amulett finden. Auf dem Weg zum Amulett musst du drei Aufgaben lösen. Folge immer diesem Weg. Viel Glück.“ Hans bedankte sich bei dem Eichhörnchen und folgte dem Weg. Als er eine Weile gegangen war, kam er an eine große Schlucht. Die Brücke, um auf die andere Seite zu gelangen, war eingestürzt. Unten floss ein reißender Fluss. Als Hans sich nach einem Ausweg umsah, sah er einen riesigen Fisch, der sich an einer Flosse verletzt hatte. Dieser Fisch sprach ihn an: „Ich habe mir die Flosse verletzt, kannst du mir helfen?“ Hans antwortete: „Wie kann ich dir helfen?“ „Du musst mir die blaue Blume, die da auf diesem Stein ist, geben. Sie hat Heilkräfte.“ Hans hüpfte zu dem Stein und pflückte zwei blaue Blumen. Er gab eine davon dem Fisch und legte sie auf die verletzte Flosse. Augenblicke später war die Flosse heil und der Fisch bedankte sich und fragte: „Wie kann ich dir danken? Hast du einen Wunsch?“ Hans sagte: „Kannst du mir bitte über den Fluss helfen?“ „Kein Problem“, erwiderte der Fisch. „Spring einfach auf meinen Rücken und halte dich gut fest.“ Fröhlich stieg Hans auf den Rücken des Fisches und dieser brachte ihn sicher durch den reißenden Fluss ans andere Ufer. Dort verabschiedete sich der Fisch und tauchte in den Fluss ein. Hans aber ging den Weg weiter. Nachdem er die Schlucht hinter sich gelassen hatte, erreichte er eine große Wiese mit vielen bunten Blumen. Überall summten die Bienen und Schmetterlinge flogen umher. Plötzlich sah Hans über die Wiese einen Hasen springen. Er schien es sehr eilig zu haben. Der Hase sprach Hans an: „Kannst du mir bitte helfen? Meine sieben Kleinen haben sich beim Spielen in einer Dornenhecke verfangen.“ Hans, hilfsbereit und gutherzig, erklärte sofort: „Ja, natürlich.“ Der Hase hüpfte so schnell davon, dass Hans Mühe hatte, hinterher zu kommen. Als sie am Gestrüpp ankamen, sah er die sieben kleinen Hasen zwischen Dornen gefangen. Hans kniete sich hin und begann mit seinen Händen vorsichtig, die Dornen auseinander zu biegen. Nach einer Weile hatte er einen kleinen Weg durch die Dornen gebogen. Die sieben kleinen Hasen hopsten munter unter den gebogenen Zweigen aus ihrem Gefängnis heraus. Mama Hase und ihre Kinder waren sehr froh, dass sie wieder zusammen waren. Sie bedankten sich bei Hans für seine Hilfe und hoppelten fröhlich davon. Hans schaute zufrieden der kleinen Familie nach und ging munter seinen Weg weiter. Nach der Wiese kam Hans in ein Gebirge. Die Berge waren hoch und oben lag Schnee. Der Weg führte bergauf. Nach drei Tagen kam er an einen Fluss. Er fand eine seichte Stelle, an der er ihn überqueren konnte. Nach ein paar Kilometern wurde die Landschaft felsiger. Da erblickte er zwölf Ziegen. Die Ziegen kamen Hans immer näher. Als sie vor ihm standen, fragten sie: „Wir suchen Wasser. Weißt du, wo Wasser ist?“ Da antwortete Hans: „Wenn ihr diesem Weg folgt, findet ihr Wasser.“ Die Ziegen bedankten sich höflich und gingen in Richtung Wasser. Hans setzte seinen Weg fort. Schließlich erreichte Hans eine große und dunkle Höhle. Er zögerte kurz, aber dann näherte er sich vorsichtig der Höhle. Als er einen Blick ins Innere wagte, erblickte Hans ein Licht. Er ging darauf zu und stand vor einem Stein, auf dem ein Amulett lag. Auf einmal stand das Eichhörnchen aus dem Wald vor ihm und sprach: „Gut gemacht, Hans. Du hast alle drei Aufgaben gelöst. Zerstöre das Amulett und du bist wieder in deiner Welt.“ So zerstörte er das Amulett mit einem großen Stein. Und er war wieder in seiner Welt. Hans erkannte den Brunnen wieder. Es war der Brunnen, wo er hineingefallen war. Da kam ein Bauer vorbei. Hans sprach ihn an: „Was gibt es Neues im Schloss?“ Der Bauer sah ihn an und antwortete: „Im Kaiserreich ist alles beim Alten. Aber im benachbarten Königreich ist die Prinzessin erkrankt und alle sind ratlos.“ Der Bauer verabschiedete sich und Hans machte sich auf den Weg ins Königreich. Er erreichte das Schloss und rief einer Wache zu: „Öffne das Tor, ich kann vielleicht der Prinzessin helfen.“ Die Wache ließ ihn ins Schloss hinein. Im Schloss sah Hans, dass alle Bewohner traurig waren. Die Wache wies eine Magd an, Hans den Weg ins Gemach der Prinzessin zu zeigen. Als Hans im Zimmer war, gab er der Prinzessin die blaue Blume aus dem Reich der sprechenden Tiere und sprach zu ihr: „Esst diese Blume, vielleicht kann sie euch helfen.“ Die Prinzessin aß die Blume und augenblicklich ging es ihr besser. Sie lächelte Hans an. Der König und die Königin waren sehr froh und fragten Hans, wer er sei. Hans erzählte ihnen seine Geschichte. Der König bot Hans an, bei ihnen zu bleiben. Hans ging es dort sehr gut und nach einer Weile verliebten sich die Prinzessin und Hans ineinander. Die Hochzeit der beiden war ein großes Fest. Alle benachbarten Kaiser und Könige wurden dazu eingeladen. Auch sein Vater, seine Stiefmutter und sein Stiefbruder erhielten Einladungen. Als die Kaiserin den Brief las, erschrak sie und fiel tot um. Sein Vater freute sich aber, dass Hans wieder da war. Beim Sohn der Stiefmutter aber kam ein gutes Herz zum Vorschein, kaum dass die böse Kaiserin weg war. Er regierte zusammen mit Hans das Kaiserreich. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Christin Golbs