Weihnachtsmärchen der Klasse 5b – Die Sklavin des Riesen

Es war einmal ein junger Schneider namens Noah. Er lebte in einem kleinen Dorf ganz im Süden des Königreichs. Seine Familie waren einst wohlhabende Leute gewesen. Doch eines Tages kamen angsteinflößende Ritter aus dem Nachbarkönigreich angeritten. Sie verwüsteten das ganze Dorf, steckten Häuser in Brand, vernichteten die ganze Ernte und verbreiteten Angst und Schrecken. Denn der König hatte ein Versprechen nicht gehalten und so schickte der Herrscher aus dem anderen Land seine Ritter los, um ihm zu zeigen, dass man sich besser nicht mit ihm anlegen sollte. Als die Ritter weg waren, sprach Noahs Vater: „Mein Sohn, du musst in das Schloss des Königs gehen und dort als Schneider arbeiten, denn hier gibt es nichts mehr zu tun. Wir haben alles verloren.“ Noah machte sich schweren Herzens auf den Weg zum Schloss. Und er lief über Wiesen, Felder, durch Wälder an einem Fluss vorbei, bis er das große Schloss entdeckte. Als Noah vor dem Eingang stand, sagte eine der beiden Wachen: „Halt, stehen geblieben! Kein Eintritt für Fremde!“ „Ich suche nach Arbeit, ich bin gelernter Schneider.“ „Nun gut, du wirst eine Audienz beim König bekommen.“ Noah trat in das pompöse Schloss hinein und staunte nicht schlecht, als er die vielen Türmchen und Fenster sah. Er ging weiter, in den Thronsaal und wurde schon vom König erwartet. Noah verbeugte sich vor ihm und trat näher. Er sprach: „Guter König, ich suche nach Arbeit und bin gelernter Schneider.“ Daraufhin sprach der König: „Lieber Mann, ich kann Ihnen einen Arbeitsplatz an meinem Hofe als Schneider geben. Denn ich möchte mich an schönen Gewändern erfreuen. Ihr könnt gleich morgen anfangen.“ „Vielen Dank, geehrter König!“ „Ihr könnt in einer Kammer, die leer steht, schlafen.“ „Vielen Dank.“ Noah ging nun nach der Audienz auf sein Zimmer und schlief ein. Am nächsten Morgen stand er auf und machte sich sogleich ans Werk. Im Schneiderzimmer war Noah nicht allein, sondern in Gesellschaft eines jungen Mannes. Dieser erzählte: „Seit die Prinzessin in den Klauen des bösen Riesen ist, wird der König nicht mehr froh und versucht sich deshalb, an edler Kleidung zu erfreuen, doch das klappt meist nicht.“ „Ich werde die Prinzessin befreien!“, sagte Noah. „Na dann viel Glück!“, rief ihm sein neuer Freund noch hinterher. Noah lief in Windeseile zum König und fragte: „Kann ich versuchen, die Prinzessin zu befreien?“ Der König antwortete: „Das Befreien meiner Tochter habe selbst ich nicht geschafft, wie soll es dir dann gelingen?“ „Ich werde mein Bestes geben, aber wie ist es überhaupt passiert?“ „Es war so: Die Prinzessin war allein in den Wald ausgeritten. Und ihr Pferd kam allein zum Schloss galoppiert und war völlig verstört. Später stelle sich heraus, dass sie vom bösen Riesen entführt wurde. Dann suchte ich die Höhle des Riesen auf und kämpfte mit ihm. Ich verlor jedoch und wäre beinahe ums Leben gekommen. Es haben bis heute schon 100 tapfere Ritter ihr Leben für die Prinzessin gegeben.“ „Ich will es trotzdem versuchen!“ „Nun gut, so soll es sein. Wenn du mir meine Tochter heil zurückbringst, dann darfst du um ihre Hand anhalten. Ich gebe euch für diese Mission ein Pferd, warme Kleidung und genug zu Essen und zu Trinken.“ „Danke.“ Noah ritt los und nach gar nicht allzu langer Zeit erblickte er einen kleinen Zwerg am Wegesrand. Dieser sagte: „Habt ihr warme Kleidung und etwas zu Essen für mich?“ Noah antwortete: „Ja, guter Zwerg.“ Er gab ihm einen warmen Mantel und etwas von seinem Proviant. Dieser bedankte sich und sagte: „Als Belohnung für eure Güte nehmt meinen Ring. Dieser kann Riesen schrumpfen, ihr müsst nur den folgenden Spruch aufsagen: ‚Riese, Riese, allzu groß, wirst jetzt klein und nimmer groß.‘ “ „Hab Dank, kleiner Zwerg!“ Noah ritt weiter und nach fünf Meilen sah er eine große dunkle Höhle, aus der lautes Grölen erklang. Noah trat näher und spähte vorsichtig in die Höhle. Da sah er, wie ein bestimmt fünf Meter großer Riese Steine nach der Prinzessin warf, weil sie nicht schnell genug den Boden wischte. Noah überlegte nicht lange und trat kämpferisch aus seinem Versteck, richtete den Ring auf den Riesen und schrie: „Riese, Riese, all zu groß, wirst jetzt klein und nimmer groß!“ Und wie von Zauberhand schoss ein heller Strahl aus dem Ring und traf den Riesen, der daraufhin winzig klein wurde. Noah eilte zu dem winzigen Riesen, hob ihn hoch und steckte ihn in ein Marmeladenglas. Dann eilte Noah in die Höhle, wo die Prinzessin verängstigt hinter einem Stein hervorkahm. Sie fragte: „Wer bist du und wie hast du den Riesen geschrumpft?“ „Ich bin Noah und ich habe den Riesen mithilfe eines Rings geschrumpft.“ „Wow. Hat dich mein Vater geschickt?“ „Ja. Ich soll dich wieder nach Hause bringen.“ „Ein Glück, es war furchtbar hier!“ Noah und Prinzessin Madlen machten sich auf den Weg ins Schloss und als er ihr aufs Pferd half, sah er ihr das erste Mal in die himmelblauen Augen und verliebte sich unsterblich in sie. Der Prinzessin ging es nicht anders. Dann ritten sie zusammen zum Schloss und auf dem Weg dorthin warf Noah das Glas mit dem geschrumpften Riesen in einen Fluss und es trieb von dort aus um die halbe Welt. Der König hielt sein Versprechen und nach nicht allzu langer Zeit heirateten der Schneider und die Prinzessin. Seitdem regierten sie weise und taten Gutes für die Welt. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.     

Mathea Johanna Weller