KI kann jetzt auch Musik?! – Das Ende von Musikern?

Künstliche Intelligenz – sie ist mitlerweile quasi in unserem Alltag angekommen und etabliert sich immer weiter. Ob bei der Erstellung von Texten und Bildern oder beim Lösen von komplizierten Aufgaben, KI wird immer vielfältiger und entwickelt sich schneller denn je.
Doch jetzt kann sogar jedermann seine eigene Musik ganz einfach mit KI erstellen und das innerhalb von wenigen Minuten. Ja, selbst das ist nun möglich, zum Beispiel mit der Suno KI, welche wir einmal genauer unter die Lupe nehmen werden. In dieser Reportage möchte ich euch zunächst zeigen, wie das Generieren funktioniert (Spoiler: erstaunlich einfach), danach schauen wir uns kurz an, wie eine KI überhaupt Lieder generieren kann und zum Schluss haben wir mit jemandem gesprochen, der sich mit Musik wirklich gut auskennt und uns vielleicht sagen kann, wie konkurrenzfähig KI-generierte Musik zum aktuellen Zeitpunkt ist und vielleicht noch sein wird. Es sei vielleicht noch zu erwähnen, dass dies keine Werbung für die verwendete KI ist, sondern einen objektiven Bericht darstellt. Doch nun lasst uns direkt starten.
Nach einer einfachen Registrierung bekommt man Zugriff auf das (eingeschränkt) kostenlose Programm Suno. Mit der kostenlosen Version der KI kann man insgesamt 5 Songs am Tag kostenlos generieren bzw. erstellen, was für unseren Test natürlich absolut ausreichend ist. Die Benutzeroberfläche ist sehr übersichtlich und selbsterklärend.

Neben einer Startseite, wo man übrigens auch veröffentlichte Songs anderer Suno-Nutzer anhören kann, ist die wohl interessanteste Seite die Create-Seite. Hier kann man nämlich seine eigenen Lieder kreieren. Im Lyrics-Fenster kann man entweder einen eigenen Text einfügen oder sich sogar einen zufälligen generieren lassen, direkt von der Song-KI. Es ist natürlich ebenso möglich, das mit anderen KI’s zu kombinieren, indem man sich beispielsweise einen Text mit ChatGPT nach eigenen Vorstellungen generieren lässt. Alternativ kann man sich übrigens auch ein rein instrumentales Stück generieren lassen, dann lässt man die Lyrics logischerweise weg.
Im Style-Fenster kann man nun nach seinen eigenen Vorstellungen die Stilrichtung festlegen. Hierbei sind nahezu keine Grenzen gesetzt. Von einfachen Angaben zur Musikrichtung bis hin zu vorkommenden Instrumenten ist hier alles möglich.
Nachdem man dann einen Titel festgelegt hat, ist das Stück eigentlich auch schon fertig. Wenn man jetzt auf Generieren drückt, erstellt die KI zwei Versionen des Liedes, damit man die Wahl hat, was einem besser gefällt.
Das Erstaunliche ist, dass die KI selbst den Gesang mittlerweile generieren kann. Man muss zwar sagen, dass gerade Eigennamen (z.B. Stadtnamen) teils etwas komisch klingen (siehe Hörbeispiel), aber bei einigen Stellen könnte man sogar denken, dass es ein echter Mensch singt. Auch die Melodie klingt aus meiner Sicht zwar nicht perfekt, aber auch nicht komplett schlecht. Mir ist selbst nach einigen Generierungen kein ganz bestimmtes Muster aufgefallen, welches immer gleich ist, gerade wenn man mit dem Stilfenster ein wenig spielt.
Doch damit ihr einmal eine Vorstellung davon bekommt, wie so ein KI-generiertes Lied wirklich klingt, habe ich mal ein Beispiel vorbereitet. Ich habe hierbei einen Text über die Musikstadt Markneukirchen auf ChatGPT generiert und für diesen anschließend über Suno ein fertiges Lied erstellt oder wohl eher erstellen lassen. 😉 Hört selbst!

Doch wie funktioniert so etwas überhaupt?
Der Prozess beginnt mit dem Training der KI: Sie analysiert tausende von Liedern, Texten und Melodien, um Muster zu erkennen. Aus diesen Mustern lernt Suno, wie typische Songs aufgebaut sind.
Für die Generierung eines Songs erstellt Suno zunächst den Text und die Melodie. Anschließend nutzt die KI fortschrittliche Sprachsynthese, um den Gesang zu erzeugen. Dabei imitiert sie verschiedene Stimmklänge und Gesangsstile, sodass der generierte Gesang authentisch wirkt.
Zusammengefasst: Suno analysiert also riesige Mengen an Musikdaten, lernt daraus Muster und generiert dann sowohl Melodie als auch relativ realistisch klingenden Gesang.
Ganz schön erstaunlich, was? Natürlich könnten wir hierbei jetzt noch in die Tiefen der Informatik eintauchen und uns mit künstlicher Intelligenz an sich befassen, aber das würde vielleicht etwas zu weit in die Materie gehen.

Anstelle dessen habe ich nun noch jemanden zu diesem Thema befragt, der sich sehr gut mit dem Thema Musik auskennt: Charlott Sporn, Schülerin und Chorleiterin an unserer Schule, hat sich freundlicherweise dazu bereit erklärt, mir ein paar Fragen zum Thema zu beantworten.
SZ: „Hallo Charlott, würdest du anhand der bisherigen KI-erstellten Musik sagen, dass sie bereits konkurrenzfähig zu selbstgeschriebenen Stücken ist?“ (Charlott bekam das Hörbeispiel, welches ihr weiter oben im Artikel findet.)
Charlott: „Nein, ich denke nicht, dass die KI-generierte Musik bereits konkurrenzfähig zu selbstgeschriebenen Stücken ist. Trotz dass sowohl der Text und die Melodie durchaus gut sind, ist das Ganze meiner Meinung nach in sich nicht stimmig. Der Text bezieht sich auf etwas sehr Traditionelles, wobei die einfache Popmelodie nicht sehr passend zum Text ist. […] Mir [fehlt] die künstlerische Eigenständigkeit und das gewisse Etwas. […] Ich denke, dass die KI durchaus eine gute Hilfe sein kann, die eigenständigen Ideen aber nie ersetzen wird.“
SZ: „Denkst du, dass man erstellte Musik in Zukunft nicht mehr bzw. schwer von herkömmlicher Musik unterscheiden können wird?“
Charlott: „Ich denke, dass es durchaus etwas problematischer werden könnte, KI-generierte Musik von der tatsächlich künstlerisch aufwendigen, herkömmlichen Musik zu unterscheiden. Auch die Liedmacher der heutigen Zeit nutzen meist bereits sehr einfache Melodien, viele Wiederholungen und oftmals thematisch sehr begrenzte Texte. Außerdem wird sich auch die KI immer weiter entwickeln und sich dahingehend verbessern. […] [Aber a]n bestimmte Werke wird eine künstliche Intelligenz meiner Meinung nach nie herankommen.“
SZ: „Denkst du, dass KI-erstellte Musik sich irgendwann auf dem Markt vollumfänglich etablieren wird?“
Charlott: „Eine schwierige Prognose. So ist und bleibt die KI ja nur eine Art Programm, dass nicht einmal einen Bruchteil unserer menschlichen Gefühle und Gedanken wiedergeben kann. Vielleicht wird sie sich dahingehend etablieren, dass sie immer weiter auch als Hilfe und zur Ideenfindung genutzt wird. Aber um gedanklich und gefühlsmäßig neue Horizonte zu öffnen, wird es das menschliche Wirken selbst benötigen und nicht ausschließlich die KI. Das alles hängt für uns natürlich aber von der unvorhersehbaren Entwicklung ab.“
SZ: „Glaubst du, es gibt einen Bereich von Musik, den KI nie ersetzen können wird?“
Charlott: „Ich bin der Meinung, dass die KI fast keinen musikalischen Bereich allein abdecken wird. Vor allem in der klassischen Musik werden sich Probleme auftun. […] Beethoven, Bach, Mozart etc. haben in ihrer Musik eine ganz besondere Art und Weise, etwas Menschengemachtes, Talent, an das die KI nicht rankommt.“ [Ein gutes Beispiel ist hier die Fertigstellung der Unvollendeten von Schubert durch die KI. Sicherlich nicht schlecht, aber was hätte Schubert selbst getan, wäre nicht der Tod dazwischengekommen? Ich denke dieses gewisse Etwas fehlt.]
SZ: „Macht dir die schnelle Entwicklung der künstlichen Intelligenz an sich Angst?“
Charlott: „Bedenklich ist die KI meiner Meinung nach schon etwas. Zwar ist sie in vielerlei Hinsicht eine sehr gute Hilfe für den Menschen. Dabei sollte es aber auch bleiben. Sie darf den Menschen nicht ersetzen. Der Mensch bringt Individualität, die die KI nicht mit sich bringen kann. […] Ich denke, dass man gerade in der Musik beibehalten sollte, dass sie selbst produziert wird, denn nur so entsteht meiner Meinung nach ein richtig gutes und inniges, tiefgründiges Lied. […] „Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten“ ~ Gustav Mahler“

Na, das war doch ein guter Abschluss! An dieser Stelle möchten wir uns als Schülerzeitung recht herzlich bei Charlott Sporn für das ausführliche und professionelle Beantworten unserer Fragen bedanken und wir wünschen ihr in der Leitung unseres Chors und ihrer allgemeinen musikalischen Laufbahn noch viel Glück!

Quellen (letzter Aufruf am 02.09.2024):
https://www.musiker-online.com/wp-content/uploads/2024/05/suno-ki-songs-erstellen-web-1024×588.png
https://chatgpt.com
https://suno.com
https://www.gearnews.de/wp-content/uploads/2023/06/musicgen_teaser.jpg