Das Problem mit den Tabletklassen und warum sie so wichtig sind

Die Tabletklasse – ein Konzept, wie es schon teilweise in den jetzigen Klassen 9 und 10 Anwendung gefunden hat. Doch nun wurde es aus „finanziellen Gründen“ an unserer Schule zunächst pausiert. Man wartet auf einen zweiten Digitalpakt und möchte in Zukunft auf das so genannte „Bring Your Own Device-Konzept“ bauen, so wie es unser Kultusministerium vorsieht. Doch ist das wirklich eine gute Idee oder riskieren wir damit sogar einen Rückschritt in Sachen Digitalisierung? Das und mehr klären wir in diesem Artikel.

Doch zunächst einmal müssen wir klären, was es überhaupt bedeutet, in einer vollständig mit Tablets ausgestatteten Klasse zu sitzen. Im Fall unserer Schule sind die Tablets iPads der 9. Generation. Ein für unseren Anwendungszweck nahezu perfektes Gerät – nicht übertrieben teuer, eine funktionierende Software, welche noch einige Jahre Updates erhalten wird und außerdem die Möglichkeit, gemeinsam mit Apple TV in jedem Raum ein gutes System zu schaffen.

Die Vorzüge könnt ihr euch wahrscheinlich größtenteils selbst herleiten. Ich werde sie aber trotzdem nochmal kurz erläutern. 🙂 Man hat eine deutliche Gewichtsreduzierung des Rucksacks, da man alle Hefter in einem Gerät immer dabei hat, somit kann man natürlich auch nie etwas vergessen. Ein weiterer Vorzug ist, dass man Präsentationen, bspw. über Canva, PowerPoint oder Ähnliches einfach und unkompliziert mit in die Schule bringen kann oder diese sogar auf dem Gerät erstellen kann. Zusätzlich bringt das ganze System natürlich noch unzählige, auf den ersten Blick nicht ersichtliche, Vorteile mit sich. Neue Technologien – wie KI – können in Zukunft zum Beispiel Lernapps ermöglichen, welche individuell auf die Schwächen und Stärken eines Schülers eingehen und sie beim Lernen unterstützen. Über AirDrop können Schüler und Lehrer innerhalb von Sekunden Dokumente oder Bilder austauschen und das ist noch lange nicht alles!
Doch natürlich gibt es auch ein paar Downsides. Die dauerhafte Belastung für die Augen ist natürlich ein schwieriger Punkt, jedoch kann man das durch eine Schulung eindämmen – kein ständiges Zoomen und ein natürlicher Abstand zum Bildschirm bringen mehr, als man vielleicht denken mag. Ein weiteres beliebtes Gegenargument ist die Ablenkung im Unterricht, was natürlich stimmt, jedoch lässt sich das relativ gut durch Classroom begrenzen. Spielt ein Schüler im Unterricht ein Spiel, kann der Lehrer den Schüler auch auf Apps, wie GoodNotes, begrenzen, was die Ablenkung verhindert. Außerdem sind die Schüler von Tabletklassen in einem Alter, wo sie auch eine gewisse Selbstverantwortung besitzen, wie ich finde.
Insgesamt müssen sowohl Lehrer als auch Schüler einfach intensiver im Voraus geschult werden. Lehrer müssen sich den Umgang mit essenziellen Funktionen von Classroom und dem Tablet im Allgemeinen aneignen. Schüler hingegen sollten erlernen, wie man eine ordentliche Ordnerstruktur anlegt, ein bestmögliches Schriftbild auf dem Tablet erzielt und vor allem wie man sich weniger von Spielen ablenken lässt bzw. gar nicht erst dieser Verführung verfällt.

Ihr seht also, dass es sich dabei um ein Thema handelt, wo sich noch Einiges entwickeln muss bis es ausgereift ist. Doch das ist genau der Punkt: Wir müssen der Sache einfach etwas Zeit geben, bis sich Schüler und Lehrer darauf eingestellt haben und mit dem „neuen“ System zurechtkommen. Es sollte keine Option sein, aufgrund finanzieller Schwierigkeit gleich das Handtuch zu werfen, denn Bring Your Own Device ist ein sehr kompliziertes Konzept, auch wenn es von unserem Kultusministerium immer in den Himmel gelobt wird. Denn damit ist gemeint, dass jeder Schüler und jede Schülerin ein eigenes Tablet mit in die Schule bringt. Während also der eine ein Apple-Gerät zum Geburtstag bekommen hat, bringt der nächste ein Tablet von Microsoft und wieder jemand anderes ein Android-Tablet zum Unterricht mit. Dabei ist einfach sehr schwierig, eine Einheitlichkeit sicherzustellen, denn mit „Classroom“ können beispielsweise nur Apple-Geräte überwacht werden. Das würde bedeuten, dass eine Kontrolle durch die Lehrkraft nicht mehr bei allen Tablets gewährleistet werden kann. Wenn jeder das gleiche System hat, funktioniert das Lernsystem wesentlich besser und zuverlässiger. Zudem kommt, dass nicht jede Familie die Möglichkeit einer Finanzierung eines solche Geräts besitzt.
Ein hybrides System wäre hier aus meiner Sicht deutlich sinnvoller. Das würde bedeuten, dass man ein bestimmtes Betriebssystem vorraussetzt und finanziell schwächeren eine (Teil-)Finanzierung ermöglicht, falls nicht bereits ein solches Gerät vorliegt.

Übrigens ist ein System, in dem das Tablet nach der 10. Klasse wieder zurück in die 8. Klasse geht, auch keine besonders verlässliche Option. Denn ein Tablet hält das nicht lange durch. Allein Akkulaufzeit, Updates und Support werden spätestens nach dem zweiten Durchlauf problematisch und führen zu Problemen.

Doch um am Ende nochmal zur eigentlichen Problematik zurückzukehren: Tablets sind aus meiner Perspektive unumgänglich für die digitalisierte Schule, wie wir sie uns vorstellen. Schon allein die Kompaktheit und der Aspekt, dass man immer alles bei sich hat, sind einfach großartig und auch, wenn ich kein großer Apple-Fanboy bin, muss ich sagen: das System funktioniert fantastisch – AirDrop, Classroom, die Verbindung mit dem AppleTV, das funktioniert echt klasse! Außerdem haben wir nun einmal mit dem Projekt Tabletklassen angefangen, also sollten wir nicht auf halbem Weg aufhören. Wir sollten alles dafür tun, um dieses Projekt fortzuführen! Um das finanzielle Problem zu lösen, könnte man auch auf coole Projekte wie HeyAlter! zurückgreifen oder auch eine Spendenaktion veranstalten, um nicht jeden Euro auf die Eltern abzuwälzen. Es gibt also durchaus viele Möglichkeiten!
Doch am Ende ist es, wie ich finde, nicht wichtig WIE wir es umsetzen, sonder DASS wir es umsetzen!