Im Gespräch mit unserem Kultusminister: „Allerlei unzensiert“ auf Pressekonferenz in Dresden

Am 27.11.2023 stand für unsere Schülerzeitung erneut ein größerer Termin auf dem Plan: eine Pressekonferenz mit dem sächsischen Kultusminister Christian Piwarz. Dabei ging es jedoch nicht um ein bestimmtes Thema, sondern die eingeladenen Schülerzeitungsredaktionen hatten die Freiheit, Fragen zu sämtlichen Themen stellen zu dürfen. Diese Gelegenheit ließ sich die Schülerzeitung natürlich nicht entgehen und so fuhren Lily Schäfer, Hannah Vogl, Leni Grimm (Klasse 10), Kai Neubert (Klasse 9) und Maurice Sonntag (Klasse 11) gemeinsam mit Frau Mahrla und Herrn Todt ins Kultusministerium nach Dresden, wo die Konferenz stattfinden sollte.
Bevor es losging, erhielten die jungen Redakteure und Redakteurinnen allerdings noch einen umfassenden Workshop zum Thema Journalismus, wo sie die Gelegenheit bekamen, sich mit anderen Schülerzeitungen über ihre Vorgehens- und Arbeitsweisen auszutauschen. Es wurden dabei verschiedene Arten von Zeitungsartikeln kennengelernt sowie die Funktionsweise von Medien besprochen. Nach dem Ende des Workshops und einem kleinen Mittagsimbiss war es endlich soweit: Herr Piwarz kam gemeinsam mit seinem Pressesprecher herein und die Presskonferenz wurde eröffnet.

Da „Allerlei unzensiert“ nicht die einzig anwesende Schülerzeitung war, konnte jeder Teilnehmende auch nur zwei Fragen stellen. Trotzdem hatte Lily Schäfer aus unserem Team die Ehre, die erste Frage stellen zu dürfen: „Inwiefern gibt es Pläne zur Änderung/ Anpassung der Lehrpläne an sächsischen Gymnasien, um die Schüler besser auf das Leben nach der Schule vorzubereiten?“ Kultusminister Piwarz legte hier die Verantwortung zunächst eher in die Hände der Elternhäuser als auf unser Bildungssystem. Er war der Überzeugung, dass dies nicht im Kernbereich der Schule läge. Er ging anschließend aber auch konkreter auf die Frage ein und erwähnte, dass z.B. die Kompetenzbereiche Medienbildung, Klimaschutz und politische Bildung bereits Einzug in die Lehrpläne gehalten hätten. Durch Corona, so Piwarz, sei es deutlich schwerer gewesen, die genannten Themengebiete zu implementieren. Nun werde aber weiter daran gearbeitet, diesen Prozess der Implementierung fortzuführen. Zudem müssen auch Lehrerinnen und Lehrer dabei helfen, den Unterricht mit neuen Inhalten zu füllen. Er verwies außerdem auf das Projekt „Sachsen Bildungsland 2030″, wo, so Piwarz, genau solche Themen angesprochen werden.

Übrigens war auch unsere Nachbarschule, das Julius-Mosen-Gymnasium aus Oelsnitz, bei der Pressekonferenz anwesend. Sie hatten eine Frage rund um das Projekt „Bildungsland Sachsen 2030“: „Was sind konkrete Maßnahmen des Projekts, um den Lehrermangel zu bekämpfen und die Digialisierung voranzutreiben?“ Auch hier hielt sich Herr Piwarz zunächst sehr bedeckt: „Also ich will die Ergebnisse noch nicht vorweggreifen.“ Er erklärte, dass es ein komplexes, mehrstufiges Verfahren auf dem Weg bis zum Bildungsland 2030 sei. Kernbereich vom Bildungsland sei das Lernen, betonte Piwarz. Es befasse sich aber auch mit den Themen Digitalisierung und digitaler Infrastruktur. Aktuell sei man in der letzten Planungsphase, in welcher man sich mit den verschiedenen sächsischen Regionen befasse, um regionale Unterschiede sicherzustellen und zu regeln. Piwarz erwähnte, dass die genaue Beschlussfassung darüber, was wie verändert werden soll, im Frühjahr 2024 verkündet werden solle.
Alle Pläne und Updates zum Projekt sind übrigens auch noch einmal online nachlesbar.

Eine weitere spannende Frage aus den Reihen der jungen Journalisten war, welche konkreten Maßnahmen das Kultusministerium ergreifen will, um den Lehrerberuf wieder attraktiver zu machen. Herr Piwarz‘ Einschätzung zu dieser Problemlage bestand zunächst darin, dass der Lehrerberuf an sich gar nicht unattraktiv wäre. Es gäbe vor allem im naturwissenschaftlichen Bereich einfach zu wenig Interessierte, sodass hier auch im fachlichen Bereich der Universitäten viele Stellen unbesetzt blieben. Er gab jedoch auch zu, dass das Kultusministerium zunehmend die Sorge dafür zu tragen habe, dass die begonnenen Studien von angehenden Lehrkräften auch tatsächlich zu Ende geführt werden und sich die Vergütung des öffentlichen Dienstes der Bezahlungen anderer Bundesländer anpassen müsse. Außerdem besteht eines seiner Ziele darin, die Arbeitsbedingungen von Lehrkräften weiter zu verbessern, indem zum Beispiel zunehmend Schulverwaltungsassistenten an die Schulen geschickt werden, um nicht nur Lehrkräfte, sondern auch Direktorinnen und Direktoren zu entlasten.

Weiterhin interessierte eine der anwesenden Schülerzeitungen besonders, welche konkreten Maßnahmen in der sächsischen Bildungspolitik gegen Extremismus vorgesehen sind und wie diese inzwischen Wirkung gezeigt hätten. Herr Piwarz zeigte sich zunächst von dem Umstand, dass es noch immer Schulen in Sachsen gibt, an denen vor allem rechtsextremistische Zwischenfälle an der Tagesordnung sind, erschrocken. Er verwies vor allem darauf, dass Schulen die Möglichkeit hätten, besondere Vorkommnisse, wie das Besprühen einer Hauswand mit einem Hakenkreuz, rechtsextremistische Gewalt gegen Schülerinnen und Schüler oder Äußerungen in diesem Bereich, über ein Programm des Kultusministeriums zu melden. In diesem Fall würde dann die Polizei eingeschaltet werden, um diesen Geschehnissen nachzugehen. Er betonte jedoch auch, dass natürlich eine Prävention von rechtsextremistisch motivierten Ausschreitungen im schulischen Bereich viel wichtiger wäre und in diesem Zusammenhang Aufklärung und vor allem Kommunikation zielführende Maßnahmen seien.


Natürlich wurden noch weitere Fragen gestellt, allerdings würde das den Rahmen dieses Artikels sprengen. Im Anschluss an die Pressekonferenz wurden außerdem einige Schülerinnen und Schüler für den MDR Sachsenspiegel interviewt. Auch hier hatte Lily Schäfer Glück, da sie die erste Frage gestellt hatte. Besonders bemerkenswert war, dass auch hier die Schülerzeitungsredakteure kein Blatt vor den Bund nahmen und teilweise ihren Unmut über die wenig zufriedenstellenden Antworten des Kultusministers auf ihre Fragen kundtaten. Dennoch war die Teilnahme an der Pressekonferenz eine spannende Erfahrung für alle Beteiligten. Wir danken daher Herrn Piwarz und dem Sächsischen Kultusministerium für die Ermöglichung der Pressekonferenz sowie Frau Mahrla und Herrn Todt für ihre Begleitung nach Dresden und natürlich euch für das Lesen unseres Artikels!