Schule mit oder ohne Diskriminierung?

Zur Sensibilisierung und Bekämpfung der verschiedenen Formen von Diskriminierung bilden sich immer mehr Organisationen und Netzwerke. Das Netzwerk „Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage“ gehört ebenfalls dazu. Dieses Netzwerk gibt es bereits seit 1995 und zu Beginn war der Titel des Projektes nur „Schule ohne Rassismus“. Doch 2011 wurde das Projekt ausgeweitet und mittlerweile beteiligen sich Millionen Schülerinnen und Schüler aus Belgien, den Niederlanden, Österreich, Spanien und Deutschland daran. Im Jahr 2000 übernahm die Pädagogin Sanem Kleff die Leitung des Projekts und strukturierte es neu, da es nicht nur um den klassischen Rassismus gehen sollte, sondern um alle Formen der Diskriminierung (Religion, soziale Herkunft, Geschlecht, körperliche Merkmale, politische Überzeugung, sexuelle Orientierung, …). Aber ist eine Schule ohne Diskriminierung überhaupt möglich? Inwiefern nutzen Schulen dies auch als Marketingstrategie? Wie wird mit diesen Themen umgegangen? Was ist mit älteren Lehrern die mit diskriminierenden Ausdrücken aufgewachsen sind, oder mit Schülern, die sie täglich zu Hause hören? Um diese Fragen zu klären, haben wir Frau Affeldt (Schulsozialarbeiterin) und Herrn Hildebrand (Schulleiter)des Gymnasium Markneukirchen befragt. Auf die erste Frage antwortete Herr Hildebrand: „Es ist auf jeden Fall ein sehr schönes Ideal, aber es ist definitiv nicht vollkommen erreichbar“. Für Frau Affeldt ist die Aufklärung sowohl der Schüler als auch der Lehrer der erste Schritt, um dieses Ideal zu verfolgen. Akzeptanz müsse gefördert werden. Gegen jede Form von Diskriminierung müsse aktiv vorgegangen werden. Auf die Frage, inwiefern es auch eine Marketingstrategie sei, Teil dieses Netzwerkes zu sein, antwortete Herr Hildebrand: „Ich habe das nicht als Marketing verstanden, Ich sehe das nicht als Marketing und es steht auch nicht irgendwo plakativ an der Schule oder auf der Homepage.“ Seiner Meinung nach sollte es kein Status sein, sondern eine Verpflichtung, eine „Schule mit Courage – Schule ohne Rassismus“ sein zu wollen. Das Gymnasium Markneukirchen hat nicht nur diesbezügliche Projekte, sondern auch schon Projekte, beispielsweise zum Thema Aids oder aktuell zum Thema Kindersoldaten. Wenn es zu einer konkreten diskriminierenden Konfliktsituation zwischen zwei Schülern kommt, wird zunächst das Gespräch gesucht. Frau Affeldt versucht dabei, mögliche Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, und erst dann kann, je nach Schwierigkeitsgrad, der Weg über den Klassenlehrer/Klassenlehrerin oder auch den Schulleiter/Schulleiterin gesucht werden. Wichtig ist auch das Gespräch mit den Eltern und das offene Sprechen über das Thema. Ein wesentliches Problem dabei ist, wie unterschiedliche Menschen Diskriminierung empfinden. Diskriminierende Situationen gibt es aber nicht nur bei Schülern, sondern auch bei Lehrern. So hat die Studie „Max vs. Murat“ der Universität Mannheim ergeben, dass Lehrer dazu neigen, Schülern mit ausländischen Namen, vor allem im Deutschunterricht schlechter zu benoten.   Sollte es zu solchen Vorfällen kommen, hält Herr Hildebrand ein solches Verhalten für sehr unprofessionell. Aber nicht nur die Notengebung ist in manchen Fällen ein Problem, sondern auch das, was die Lehrer im Unterricht sagen und welche Werte sie vermitteln. Vor allem bei Lehrern der älteren Generation, die mit diskriminierenden Begriffen aufgewachsen sind und welche sich für sie normalisiert hatten. Herr Hildebrand meint dazu, dass es menschlich sei, aber trotzdem sollten vor allem Lehrer sehr auf ihre Wortwahl achten. Man müsse aber auch bedenken, dass es an Schulen immer ein sehr hohes Konfliktpotential gebe und nie jeder zufrieden sein wird. Um dieses zu reduzieren und deutlich zu machen, dass Gewalt nicht akzeptiert wird, ist das Gymnasium Mitglied im Netzwerk “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage”.